Personaler: Bitte nicht stören!

Personalabteilungen sitzen zwischen allen Stühlen. Was die Geschäftsführung vorgibt, was die Fachabteilungen wünschen, was die Gesetze zulassen und was die Personaler selbst gerne tun würden – das sind Standpunkte, die sich oft nicht besonders gut vereinen lassen. Doch alle Beteiligten können dazu beitragen, die Zusammenarbeit zu verbessern.

Wenn Mitarbeiter eingestellt oder entlassen werden, bei rechtlichen Problemen und Gehaltsverhandlungen, dann wird die Personalabteilung gebraucht. Mitarbeitergespräche, Zielvereinbarungen, Weiterbildung, da soll sie auch helfen. Aber ansonsten heißt es von den Führungskräften: Bitte nicht stören! Lasst uns unseren Job machen, wir mischen uns schließlich auch nicht in euren ein. Fragt man einen Personaler nach seiner Funktion, fallen schöne Formulierungen wie „strategischer Partner“, „Change Manager“, „Business Partner“ und „Kompetenz-Manager“. Das klingt dann doch utopisch, vor allem wenn die Personalstrategie ganz unten auf der Agenda der Unternehmensleitung steht. Und sie steht oft dort unten.

Einen Ausweg aus diesem Dilemma gibt es nicht. Keine der Parteien wird ihren Standpunkt und ihre Interessen komplett aufgeben. Was ja auch, insgesamt gesehen, nicht wünschenswert wäre. Aber alle Beteiligten können etwas tun, um die Zusammenarbeit möglichst konstruktiv zu gestalten.

Nehmen wir die Führungskräfte in den operativen Bereichen. Wer die Personalabteilung (oder neu-deutsch das „Human Ressources Management“) nur als Lieferant für Musterformulare oder als Info-Hotline bei Rechtsfragen ansieht, wird sich wohl kaum deren uneingeschränkte Unterstützung sichern. Und wer nicht weiß, was die Personaler den ganzen Tag machen: Warum nicht mal wieder die Kollegen besuchen und einen Einblick in die aktuelle Personalarbeit gewinnen? Warum nicht mal fragen, was sich die Kollegen bei der Zusammenarbeit wünschen? Warum nicht mal ein ernst gemeintes Lob aussprechen, wenn es angebracht ist?

Im Kampf um die Spitzentalente können es sich Fach- und Personalabteilungen nicht leisten, gegeneinander zu arbeiten. Bei der Mitarbeitersuche übernimmt die Personalabteilung zwar den Hauptpart und erledigt die zeitintensiven Tätigkeiten. Doch ohne genügend Input und Unterstützung von den Fachabteilungen ist der Erfolg äußerst zweifelhaft. Schließlich muss der Kandidat ja in sein zukünftiges Team und nicht zu den Personalern passen. (Hier sei die Frage an die Fachabteilung erlaubt, ob sie sich ausreichend Mühe geben, der Personalabteilung verständlich zu machen, was sie eigentlich wollen bzw. was ganz konkret auch nicht.)

Im Gegenzug müssen auch die Personaler verstehen, dass Personal eben nicht das Hauptthema in den Fachabteilungen ist. Standards, Regeln und Systeme haben ihre Berechtigung, manchmal ist aber einfach nur schnelle, unbürokratische Hilfe gefragt ist. Mit Wirtschaftskrise, Fachkräftemangel und ständigen Restrukturierungen haben Führungskräfte meist alle Hände voll zu tun. Die Akzeptanz für nervige Einschränkungen durch die Personalabteilung geht dann verständlicherweise gegen Null. Bitte nicht stören! Also sollten Personaler hier Augenmaß beweisen und ihre Funktion als interner Dienstleister richtig einordnen.

Die Unternehmensleitung hat nicht zuletzt wesentlichen Einfluss auf die Situation. Sie gibt den Rahmen für die Zusammenarbeit der Abteilungen und die Personalstrategie vor. Darauf sind wir bisher noch nicht eingegangen. Und das wäre doch eine gute Idee für einen weiteren Kolumnenbeitrag – oder was meinen Sie? Bis dahin wünsche ich gute Gedanken und viel Energie in der Zusammenarbeit.

Ihr Sascha Frank

(Quelle: istockphoto – xyno)

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