Wenn du es eilig hast, gehe langsam: Stimmt das?
Es klingt paradox: Wer sich unter Stress und Zeitdruck bewusst mehr Zeit für die einzelnen Tätigkeiten nimmt, kann mehr erledigen und erzielt bessere Ergebnisse.
Multitasking ist out und nachgewiesen ineffizient. Unser Gehirn ist wesentlich leistungsfähiger, wenn wir ruhig, konzentriert und erholt sind.
Mit Langsamkeit schneller ans Ziel
Wenn du es eilig hast, gehe langsam.
Dieses Zitat von Lothar M. Seiwert ist ein Klassiker. Das japanische Originalzitat heißt übrigens: „Wenn du es eilig hast, mache einen Umweg.“ Andere sagen: „Wer schnell sein will, muss langsam gehen.“
Allerdings hat man es meist in die Philosophie-Ecke verbannt, anstatt sich tatsächlich daran zu halten. Stattdessen war lange Zeit Multitasking angesagt, das Erledigen von mehreren Aufgaben gleichzeitig.
Doch Wissenschaft und Praxis zeigen, dass Multitasking alles andere als effizient ist: Es läuft unseren natürlichen Denk- und Arbeitsprozessen entgegen. Sich genug Zeit für jede einzelne Aufgabe zu nehmen, ist wesentlich besser.
Warum? Hier einige Gründe.
Sie kennen das: Ein Projekt ist überfällig, massenhaft Termine, auf dem Schreibtisch stapeln sich die Akten, das Telefon klingelt ständig und E-Mails kommen sowieso im Minutentakt.
Wäre es nun nicht das Sinnvollste, Gas zu geben, so schnell wie möglich alles abzuarbeiten? Zack, Zack, weg damit? Definitiv nein.
Wir können uns besser konzentrieren
Wenn wir unter zu starken Druck geraten oder zu viel auf einmal machen wollen, wird unsere Konzentration gewöhnlich stark beeinträchtigt. Erschöpfung verstärkt diesen Effekt noch.
Nach jeder Ablenkung müssen wir die Konzentration wieder auf unsere Tätigkeit zurücklenken. Das erfordert Kraft. Sind wir nicht genug konzentriert, werden wir wesentlich länger für eine Aufgabe brauchen – falls wir sie überhaupt schaffen.
Wir machen weniger Fehler
Durch Unkonzentriertheit machen wir Fehler. Diese Fehler zu entdecken und auszubügeln dauert länger, als sie erst gar nicht zu machen. Und wenn wir sie selbst nicht entdecken, tun das andere. Das bedeutet noch mehr Arbeit und Druck für uns.
Wir setzen bessere Prioritäten
Wer sich kopflos in einen Berg voller Arbeit stürzt, priorisiert nicht. Er arbeitet planlos ab. Am Ende des Tages wird er feststellen, dass er wichtige Aufgaben vernachlässigt hat, während er unwichtigere Aufgaben locker noch hätte warten lassen können. Oder man hat Doppelaufwand, weil man Dinge nicht in der logischen Reihenfolge bearbeitet hat.
Wir erholen uns schneller
Körper und Gehirn brauchen zwischendurch einfach mal Pausen. Kurze Erholungsphasen, vielleicht sogar ein kurzes Büro-Nickerchen, erhöhen die Leistungsfähigkeit ungemein. Hinterher läuft’s wieder wie am Schnürchen.
Bewusst die Langsamkeit entdecken
Es spricht also einiges für die bewusste Langsamkeit an stressigen Tagen. Es ist bestimmt eine Herausforderung, nicht in hektischen Aktionismus zu verfallen, wenn die ToDo-Liste überquillt. Da kann ich auch immer wieder dran arbeiten.
Aber wer sich einmal überwunden hat, wird von den Ergebnissen erstaunt sein. Mittlerweile ist es wieder für viele Menschen erstrebenswert geworden, den Lebens- und Arbeitsrhythmus insgesamt etwas zu drosseln. Die Entdeckung der Langsamkeit, wie man so schön sagt.
Bild: istockphoto – mattjeacock