Telefoninterview: So meistern Sie das Vorstellungssgespräch am Telefon
Oft müssen Bewerber ein telefonisches Interview überstehen, bevor sie zum Vorstellungsgespräch vor Ort eingeladen werden. Das ist eine Herausforderung: Wie überzeugen Sie einen Gesprächspartner, den Sie weder kennen noch sehen?
Perfekte Vorbereitung ist der erste Schritt auf dem Weg in die zweite Auswahlrunde. Während des Gesprächs müssen Sie die Tücken der Technik meistern und allein mit Worten überzeugen. Dieser Artikel erklärt, wie Sie Meister des Telefoninterviews werden.
Niemand mag Bewerbungsgespräche am Telefon
Wenn Sie schon ein paar Mal den Job gewechselt haben, ein halbwegs selbstbewusster Typ sind und nicht gerade unter nervösen Angstzuständen leiden, dann stellen Vorstellungsgespräche Sie wahrscheinlich nicht vor allzu große Herausforderungen. Woran man sich jedoch, aus meiner Erfahrung, auch als Profi nie so richtig gewöhnen kann, sind Telefoninterviews. Und dabei werden solche Interviews immer wichtiger!
Größere Unternehmen, die überregional rekrutieren, führen mittlerweile fast alle vor dem eigentlichen Bewerbungsgespräch Auswahlinterviews am Telefon durch. Das erste Beschnuppern soll sicherstellen, dass zumindest die grundsätzliche Passung stimmt, bevor beide Parteien den zeitlichen und finanziellen Aufwand eines Vor-Ort-Gesprächs auf sich nehmen.
Damit Sie sich im nächsten Schritt in Person präsentieren und Ihr ganzes Charisma ausspielen können, müssen Sie erst mal das Telefonat überstehen.
Am Telefon fällt ein großer Teil der nonverbalen Kommunikation weg, der uns sonst in Gesprächssituationen Sicherheit gibt: Wir können uns zum Beispiel keinen ersten optischen Eindruck unserer Gesprächspartner machen. Wir sehen während des Interviews nicht an ihren Gesichtsausdrücken, ob Sie unsere Ausführungen total spannend finden, oder fast einschlafen. Unser Kloß im Hals schlägt sich direkt auf unsere Stimme nieder – und wir können das nicht mal durch ein gewinnendes Lächeln kompensieren. Eigentlich keine guten Voraussetzungen.
Perfekte Vorbereitung gibt Ihnen Sicherheit
Um trotzdem überzeugen zu können, ist perfekte Vorbereitung der Schlüssel. Folgendes gehört auf Ihre Checkliste:
Fragen Sie nach, wie das Interview abläuft
Ist es eher zwangloser Smalltalk mit dem Personaler, oder werden Sie gleich in größerer Runde durch den Fleischwolf gedreht? Wenn Sie wissen was auf Sie zukommt, Softeis oder Fleischwolf, werden Sie nicht durch eine unerwartete Situation aus dem Konzept gebracht. Mit wem sprechen Sie (Name, Funktion)? Wie lange dauert das? Welche Vorbereitung ist notwendig?
Do your homework
Recherchieren Sie über das Unternehmen und Ihre Gesprächspartner. Schauen Sie sich Webseite und Social-Media-Profile genau an und finden Sie heraus, mit wem Sie es zu tun haben. Versuchen Sie, einen Eindruck der Unternehmenskultur und der Denkweise der Betreffenden zu gewinnen.
So können Sie sich ein ungefähres Bild machen, wen Sie später an der Strippe haben – Typ “harter Hund” oder eher “guter Kumpel” oder “Profi” – und sich mental darauf einstellen.
Arbeiten Sie einen Elevator Pitch aus
Telefoninterviews starten (nach dem Smalltalk) oft mit der Aufforderung: “Erzählen Sie doch etwas über sich.” Da will der Gegenüber keine Lebensgeschichte und Details aus der Abi-Zeit hören, sondern einen knappen Ein-bis-zwei-Minuten-Vortrag, wer Sie heute sind, was Sie machen und wo Ihre Reise hingehen soll.
Wenn Sie diesen Part gut ausgearbeitet und auch bei einem Glas Wein geübt (!) haben, können Sie gleich zum Beginn des Interviews richtig Eindruck schinden.
Bereiten Sie Projekte oder Arbeitsbeispiele vor
Relevante Erfahrungen sind unschlagbare Argumente, wenn Sie in die engere Auswahl kommen wollen. Erstellen Sie daher eine Liste mit Ihren bisherigen Projekten, die zur neuen Position passen. Arbeiten Sie eine kurze inhaltliche Beschreibung aus, welche Herausforderungen es gab und welche Erfolge Sie feiern konnten. Ein paar Details, wie Sie die Projekte durch Ihre speziellen persönlichen Stärken vorangebracht haben, schaden ganz sicher auch nicht.
Denken Sie sich Fragen aus
Am Ende des Interviews bekommen Sie fast immer die Gelegenheit noch Fragen zu stellen. Selbst wenn für Sie alles klar ist, signalisieren zwei oder drei wohlüberlegte Fragen Interesse und Engagement.
Derart gut vorbereitet, gewinnen Sie Sicherheit und können selbstbewusst ins Telefoninterview starten.
Das Telefoninterview führen
Die Schweißdrüsenaktivität an den Händen und die Pulsfrequenz sind ein wenig erhöht, so kurz vor dem Vorstellungsgespräch. Ganz normal. Doch nachdem man sich ein wenig umgesehen hat – “Echt coole Büros!” –, ins freundliche Gesicht des Gegenübers geblickt hat – “Scheint ja ein ganz netter zu sein!” – ein paar Mal am Wasserglas oder am Kaffeebecher – “Hmm, mit Crema…” – genippt hat, legt sich die größte Aufregung wieder. So weit, so gut.
Doch beim telefonischen Job-Interview, das man als Bewerber immer öfter als ersten Schritt des Auswahlprozesses überstehen muss, gibt es all diese beruhigenden Möglichkeiten nicht. Nach dreimal klingeln und einmal tief durchatmen müssen Sie direkt ins Gespräch mit einem Gegenüber (oder mehreren) einsteigen, den Sie nicht kennen, sehen und einschätzen können.
Gut ist, wenn Sie sich perfekt vorbereitet haben; siehe oben. Das ist schon die halbe Miete. Doch auch kurz vor, im und nach dem Gespräch sollten Sie eine Reihe von Dingen beachten, damit Sie souverän rüberkommen und allein mit der Kraft Ihrer Worte und Ihrer Stimme überzeugen können:
In die richtige Startposition begeben
Welche Voraussetzungen sollten Sie schaffen, damit Sie im telefonischen Bewerbungsgespräch konzentriert und weniger nervös sind?
Wählen Sie einen ruhigen Ort für das Telefonat aus
Gehen Sie an einen ruhigen Platz, an dem Sie nicht abgelenkt sind und nicht gestört werden. Soll das Telefonat während Ihrer Arbeitszeit stattfinden? Dann gehen Sie dafür in den nahe gelegenen Park oder blocken Sie einen freien Konferenzraum. Ein Flüster-Telefonat auf dem Flur, bei dem die Kollegen spitze Ohren bekommen, ist sicher nicht das passende Umfeld.
Checken Sie vorab die Technik
Ist der Akku voll und haben Sie guten Empfang? Wenn zwischendurch die Verbindung abbricht oder die Sprachqualität so schlecht ist, dass jedes dritte Wort verschluckt wird, macht das nicht gerade einen guten Eindruck. Und Ihre Nervosität wird eher noch erhöht.
Bringen Sie sich in fröhliche Stimmung
Am Telefon können Sie Gefühle nur über Ihre Stimme transportieren. Sind Sie gestresst oder niedergeschlagen, hört man das. Am besten denken Sie davor an den letzten schönen Urlaub oder lassen sich eine Viertelstunde die Sonne ins Gesicht scheinen. Oder Sie sagen hundertmal vor dem Spiegel zu sich “Du bist der coolste Typ, den ich kenne!”.
Ihre Stimme wird übrigens auch stark durch Ihre Körperhaltung, Ihre Gesten und Mimik beeinflusst. Mit einem Headset haben Sie die Hände frei und können sich während des Redens ganz natürlich und unverkrampft bewegen.
Auf Interview-Fragen kurz und konkret antworten
Wie beantworten Sie am besten die Fragen, die Ihnen im Bewerbungsgespräch gestellt werden?
Antworten Sie auf Fragen mit relativ kurzen, konkreten Aussagen
Beim Vorstellungsgespräch können Sie durchaus mal vom Thema abschweifen oder ausführlich von einem tollen Projekt erzählen, solange Sie sehen, dass Ihr Gegenüber mitgeht. Beim telefonischen Interview ist das schwierig. Beschränken Sie Ihre Monologe deshalb auf maximal 60-90 Sekunden und konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche. Wenn doch mehr Details gewünscht sind, kommt sicherlich eine Zusatzfrage.
Bleiben Sie konzentriert und fokussiert
Hören Sie aufmerksam zu und lassen Sie Ihre Gedanken nicht auf Wanderschaft gehen. Checken Sie vor allem keine Mails nebenher. Notizen zu machen hilft dabei, die Konzentration hochzuhalten. Reden Sie langsam und machen Sie zwischendurch kurze Denkpausen. So können Sie Ihre Gedanken ordnen und vermeiden, in nervöses Gestammel oder Bla-bla zu verfallen.
Formulieren Sie immer positiv und zuversichtlich
Eigentlich ist das selbstverständlich, jedoch am Telefon noch wichtiger als im direkten Gespräch. Mangels visueller Eindrücke müssen sich Ihre Gesprächspartner voll darauf stützen, was Sie wie sagen – und ein positiver Mensch kommt nun mal deutlich besser an!
Nach dem Telefongespräch
Nach dem Auflegen ist es nicht sofort Zeit, sich zu entspannen. Das sollten Sie noch tun:
Schreiben Sie eine Dankes-E-Mail
Mit einer Follow-Up-Nachricht und einem Dankeschön halten Sie sich in bleibender Erinnerung. Natürlich sollten Sie auch die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, in aller Kürze nochmals Werbung in eigener Sache zu betreiben.
Analysieren Sie das Telefonat für sich selbst
Seien Sie ehrlich mit sich selbst: Was lief gut, was weniger? Was können Sie beim nächsten Telefoninterview noch optimieren und welcher Fehler sollte Ihnen beim nächsten Mal tunlichst nicht mehr unterlaufen? Schreiben Sie Ihre Erkenntnisse auf und beziehen Sie in die Vorbereitung mit ein, wenn Sie wieder ein telefonisches Vorstellungsgespräch absolvieren müssen.
Sind Sie bereit, den Hörer abzunehmen? Mit diesen Tipps heißt es für Sie hoffentlich bald “Bei Anruf: Job”.
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