Active Sourcing für Top-Positionen: Strategien fürs Recruiting
Stellen Sie sich vor, es ist eine Stelle frei, und keiner geht hin. Auf Ausschreibungen für Führungs- oder anspruchsvolle Fachpositionen bewirbt sich kaum noch jemand. Der Großteil der Arbeitgeber kann sich nämlich kaum auf seine unwiderstehliche Anziehungskraft verlassen und aus einem Füllhorn hochkarätiger Kandidaten auswählen, die vor den Toren Schlange stehen.
Wer Fach- und Führungspositionen adäquat besetzen will, muss noch immer selbst aktiv werden: Geeignete Kandidaten suchen, ansprechen und in einem oder mehreren Gesprächen überzeugen. Active Sourcing nennt sich das.
Warum ist Active Sourcing unverzichtbar? Welche Strategie gibt es? Und wovon hängt der Erfolg ab?
Top-Manager wollen sich finden lassen
Totgesagte leben länger: das trifft auf die gute alte Stellenanzeige zu. Sie ist noch immer das wichtigste Recruiting-Instrument von Unternehmen. Je höher oder spezieller die Positionen, desto weniger lassen sich geeignete Kandidaten auf diese Weise locken. Es mutet fast surreal an: Stellen Sie sich vor, auf Ihrem Schreibtisch landete eine Bewerbungsmappe, die mit den Worten beginnt: „Sehr geehrte Damen und Herren, aufgrund Ihrer Anzeige bewerbe ich mich bei Ihnen auf die Stelle als CEO…“
Top-Manager bewerben sich nicht, sie wollen sich finden lassen. Laut der Studie „Active Sourcing 2015“ von Experteer wünschen sich 96,4 Prozent der befragten Senior-Level-Professionals und Executives, direkt von suchenden Unternehmen angesprochen zu werden. 96,4 Prozent heißt übersetzt: alle. Nicht verwunderlich. Auch nicht, dass sich Menschen aus den Bereichen Vertrieb, Consulting und IT besonders gerne abwerben lassen.
Viele betreiben kein Active Sourcing
Interessant dagegen ist, dass bisher nur ein gutes Drittel dieser Befragten tatsächlich schon einmal angesprochen worden ist. Offensichtlich klafft eine Lücke zwischen der traditionellen Arbeitsweise der Personalabteilungen und den Erwartungen der Bewerber. Stellenprofil veröffentlichen und hoffen, dass sich schon jemand bewirbt: Diese Taktik scheint üblich zu sein. Selbst, wenn es erwiesenermaßen nicht mehr funktioniert.
Es ist doch klar, die meisten würden sich einen Wechsel, der deutliche Verbesserungen mit sich bringt, zumindest überlegen, wenn sie ein Angebot bekommen. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie aktiv wegwollen und täglich die Job-Spalten durchforsten. Also was tun, um die Führungspersönlichkeit oder den Senior Professional zu finden, wenn der sich nicht von selbst meldet?
Active Sourcing: In den eigenen Netzwerken anfangen
Es müssen nicht gleich kalte Anrufe beim Wettbewerber und das sprichwörtliche „Können Sie frei reden?“ sein. Erst einmal sollten Sie Ihre bestehenden Netzwerke aktivieren. Welche Ihrer Mitarbeitenden kennen jemanden, der jemanden kennt? Oder gibt es vielleicht direkt in Ihrer Belegschaft einen Kandidaten oder eine Kandidatin, die sich eignet?
Gut, das machen schon die meisten. Wichtig dabei ist, das Anforderungsprofil nicht zu sehr einzuengen; nicht Mr. Perfect zu suchen. Vielleicht finden Sie einen Mitarbeiter mit Potenzial, der sich gezielt entwickeln lässt und in die Führungsrolle hineinwachsen kann? „Hire for attitude, train for skills“. (Fünf Euro ins Phrasenschwein.)
Erfolgversprechend kann auch der Blick in die Liste der bei anderen Stellen abgelehnten Kandidaten sein. Schließlich waren die meisten nicht schlecht, sondern haben nur im speziellen Fall nicht gepasst. Warum nicht diesmal? Hoffentlich haben Sie bei den Betreffenden trotz Absage einen guten Eindruck hinterlassen.
Nicht zuletzt ist es eine gute Strategie, einfach die Augen offenzuhalten. Auf Veranstaltungen, im Netz, auch im Geschäftsalltag begegnen Ihnen Menschen, die sich durch besondere Fähigkeiten oder Charaktere hervortun. Dank sozialer Netzwerke sollte es nicht allzu schwer sein, mit diesen Menschen in Kontakt zu bleiben und sie beizeiten anzusprechen.
Die Rolle Ihrer Recruiter
Im Vorteil ist also, wer in seiner Personalabteilung „echte“ Recruiter hat. Angesichts der ganzen Trends und hippen Buzzwords im HR-Bereich wir gerne vergessen, dass erfolgreiches Recruiting starke Recruiter benötigt.
Finden Sie nicht genügen Kandidaten oder nicht die, die Sie sich wünschen? Unterschreiben Ihre Wunschkandidaten im letzten Moment doch beim Wettbewerber? Das muss gar nicht an Ihrem Image oder Ihren limitierten Möglichkeiten bei Gehältern liegen. Vielleicht haben Sie in der Vergangenheit einfach dort zu wenig investiert, wo über Erfolg und Misserfolg Ihres Recruitings entschieden wird: in Ihrem Recruiting-Team.
Besetzen Sie Ihr Recruiting-Team mit den Besten
Erfolgreiche Unternehmen haben immer genug Budget, um Vertriebstalente einzustellen und ihnen fürstliche Gehälter zu zahlen. Warum? Weil ein Spitzenverkäufer locker ein Vielfaches seines Gehalts erwirtschaftet und ein Unternehmen nach vorne katapultieren kann. Aber was nun, wenn gar nicht der Vertrieb, sondern das Recruiting die Stellschraube für Ihr Unternehmenswachstum ist?
Wenn Sie Ihren Wettbewerbern junge Talente und erfahrene Spezialisten vor der Nase wegschnappen wollen, dürfen Sie nicht nur Personalsachbearbeiter und Social-Media-Recruiting-Praktikanten in die Active-Sourcing-Schlacht schicken. Besetzen Sie Ihre Recruiting-Abteilung mit den Besten, die Sie finden können. Sparen Sie nicht am falschen Ende.
Rüsten Sie Ihr Recruiting-Team richtig aus
Permanent kommen neue Tools auf den Markt, neue Software, Plattformen und Methoden für die Personalsuche und -auswahl. Welche davon eignen sich für Ihr Unternehmen, welche nicht, welche klassischen Methoden sind weiterhin effektiv? Welches soziale Netzwerk funktioniert für Ihr Active Sourcing am besten?
Das finden Sie nur heraus, wenn Sie es ausprobieren; wenn Ihre Recruiter mit neuen Tools experimentieren dürfen, um Erfahrungswerte und Daten zu sammeln. Statten Sie Ihr Team daher mit den nötigen Ressourcen aus, um regelmäßig neue Tools zu evaluieren und die effektivsten davon einzusetzen.
Trainieren Sie Ihr Recruiting-Team
Ihr Recruiting-Team soll nach hochmotivierten Kandidaten suchen, die sich permanent weiterentwickeln und dazulernen möchten. Wie soll das gehen, wenn die Recruiter selbst diesen Spirit nicht haben?
Persönliche und fachliche Weiterbildung steigert nicht nur das Engagement und die Effektivität Ihrer Recruiter. Top ausgebildete Recruiter begegnen hochqualifizierten Kandidaten auf Augenhöhe. Ihre eigene Begeisterung, ihr Gespür für den Job, ihr Feuer in den Augen kann den Ausschlag geben, ob sich ein Kandidat für oder gegen ein Angebot entscheidet.
Personalberater unterstützen im Active Sourcing
Sie können sich krumm legen, sich Strategien und HR-Philosophien ausdenken: Ohne ein spitzenmäßig besetztes, ausgerüstetes und ausgebildetes Recruiting-Team werden sie im war for talents keinen Blumentopf gewinnen.
Je effektiver Ihre Recruiter suchen, desto mehr passende Kandidaten werden Sie zur Auswahl haben. Als erste Ansprechpartner Ihres Unternehmens haben sie entscheidenden Einfluss darauf, ob Sie die besten Kandidaten von sich überzeugen können.
Bei hohen Führungspositionen oder in sehr umkämpften Bereichen können externe Personalberater für Executive Search beim Active Sourcing unterstützen. Sie kennen den Markt, haben exzellente Netzwerke und wissen, wo sie suchen müssen. Durch ihre professionelle Betreuung der Kandidaten können Sie den Ausschlag geben, um umworbene Kandidaten für das eigene Unternehmen zu begeistern.